connexi - das Konferenzmagazin
Ausgabe 1-2019
Sehr geehrte Leser,
jeder Mensch ist einzigartig. In der Medizin wurde diese Erkenntnis allerdings lange Zeit scheinbar weitestgehend unterschätzt. Wie wäre sonst erklärbar, dass heute „Individualisierung statt Standardisierung“ in aller Munde ist – es erweckt den Eindruck, dass bisher, vermutlich aus verwaltungs- oder gesundheitspolitischen Gründen, möglichst alles und jeder standardisiert wurde. Aber im „real life“ erleben Individuen Erkrankungen und Schmerzen höchst unterschiedlich und reagieren ebenso unterschiedlich auf therapeutische Interventionen. Deshalb kann es nur begrüßt werden, wenn der aktuelle Trend hin zur personalisierten Medizin geht. Auch wenn es teurer wird, mehr Zeit für sprechende Medizin und Hightech-Diagnostik erforderlich ist. Denn wie oft macht man selbst die Erfahrung, was dem einen hilft, muss für den anderen noch lange nicht zum Therapieerfolg führen (s. a. S. 18 und ab 32).
Nahezu alle Autoren unserer aktuellen connexi-Ausgabe zum Thema Schmerz reflektieren in ihren Beiträgen, wie wichtig es ist, erst die Besonderheiten jedes einzelnen Patienten zu identifizieren, ehe man sich für eine „leitliniengerechte“ Therapie entscheidet.
So mahnt Johannes Horlemann in Zusammenhang mit der Multimorbidität älterer Patienten „Leitlinien dürfen nicht die alleinige Grundlage ärztlicher Entscheidungen sein.“ Es gehe um die Krankheitslast des einzelnen Patienten und diese sei nicht standardisierbar, ebenso wenig wie seine Ansprüche an seine Schmerzbehandlung und seine Lebensqualität (S. 22).
Peter Kropp fokussiert die große Rolle psychologischer Faktoren, wie etwa die individuelle Wirkungserwartung bei der Schmerzwahrnehmung und thematisiert, wie durch psychologische Maßnahmen die Schmerzempfindung möglicherweise beeinflusst werden kann (S. 19).
Janne Gierthmühlen betont, dass die Schmerz-Behandlung abhängig ist von individuellen pathophysiologischen Mechanismen und Patienten-Subgruppen mit unterschiedlichen sensorischen Profilen auf bestimmte Therapien entsprechend unterschiedlich ansprechen. Für eine daraus folgende mechanismenbasierte Therapie hat die IASP eigens den Terminus „noziplastischer Schmerz“ als eine neue Kategorie von Schmerzen eingeführt (S. 15).
Michael Schäfer verweist auf die zunehmende Diskussion in der neuesten Fachliteratur zu genetischen Faktoren als Prädiktoren für die postoperative Schmerzintensität bzw. für den Analgetikaverbrauch, was bereits dazu geführt habe, dass sogenannte „Pharmakogenomische“ Tests kommerziell angeboten werden (S. 11).
Nadja Nestler fordert Advanced Nursing Practitioner, die mit einer akademischen Ausbildung neue Perspektiven in die interprofessionelle Versorgung von Schmerzpatienten einbringen könnten, um im pflegerischen Setting besser auf die individuellen Patientenbedürfnisse eingehen zu können (S. 29).
All das sind auch Themen auf dem Schmerz- und Palliativtag 2019 in Frankfurt/M. Diesjähriges Motto: „Individualisierung statt Standardisierung“.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!
Berlin, Februar 2019
Aktuelle Themen:
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Viele weitere Fragen und Antworten finden Sie in diesem Heft.
Tauchen Sie noch einmal ein in das vielfältige Themenspektrum, gewinnen Sie neue Erkenntnisse und vergessen Sie Ihre im Laufe des Jahres neu auftretende Fragen nicht.
Die nächste Tagung zu diesem Thema ist der Deutsche Schmerz- und Palliativtag 2019, der vom 6. bis 9. März 2019 in Frankfurt am Main statt finden wird.
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