Storytelling

Fakten alleine haben oft wenig Aussagekraft, doch faszinierend und spannend in einer Geschichte verpackt, wecken sie Emotionen und können Menschen zum Handeln bewegen.

 

Wir laden international renommierte Buchautoren dazu ein, wissenschaftliche Sachverhalte und Medizingeschichte als Rätsel und Kurzgeschichten spannend und unterhaltsam aufzubereiten.

Unsere Leckerbissen für Neugierige

Die Rätselserie The Story Behind® ist Bestandteil unseres Magazinkonzepts. Die jüngsten  Stories zur Medizingeschichte finden Sie hier:

 

 

2003 – Infektiologie
Im Kampf gegen die Pandemie
 

 

Copyright: Collage aus mauritius images / Niday Picture Library / Alamy

 

 

Die alten Römer hatten ein Sprichwort „ex Africa semper aliquid novi“, zu Deutsch: Aus Afrika kommt doch immer etwas Neues. Allerdings würde ein heutiger Epidemiologe einwenden: Das ist nicht einmal die halbe Wahrheit. Ja, aus Afrika stammen verschiedene Infektionskrankheiten wie HIV, Ebola und einige fieberhafte Erkrankungen, die durch Insekten übertragen werden. Aber der Ursprungsort der allermeisten epidemischen oder pandemischen Infektionskrankheiten liegt in Asien. Mehr oder weniger jährlich entstehen in Asien neue ansteckende respiratorische Viruserkrankungen. Die Kombination aus Biodiversität, hoher menschlicher Bevölkerungsdichte und der Tatsache, dass innerhalb des riesigen Kontinents nur wenige geographische Barrieren für die Transmission bestehen, machen Asien zu einer Art ständigem Experiment in der rekombinanten Virusgenetik. Die erfolgreichsten Kandidaten aus diesem Laboratorium der Natur machen sich dann auf den Weg rund um den Globus.

In den meisten Fällen ist dieses Phänomen bekannt und beherrschbar – es handelt sich um die Grippe. Selbst diese fordert mehr Todesopfer als uns oft bewusst ist, denn die „normale“ Zahl der Grippetoten nach einer gewöhnlichen Influenza-Saison lag allein in den USA während der letzten zehn Jahre immer zwischen 12.000 und 60.000 pro Jahr. Aber gelegentlich treten auch besonders virulente Influenza-Stämme auf.  Diesen geben wir dann eigene Namen: Die „Russische Grippe“ forderte im Jahr 1889 weltweit eine Million Todesopfer (hochgerechnet auf die heutige Weltbevölkerung entspräche dies 5,5 Millionen Toten).  Es könnte sich dabei um ein Coronavirus gehandelt haben. Die „Spanische Grippe“ infizierte in den Jahren 1918 und 1919 ein Drittel der Weltbevölkerung und tötete mehr Menschen als beide Weltkriege zusammen. Übrigens hieß die „Spanische Grippe“ nur deswegen so, weil Spanien als einziges Land keine Zensur hatte und daher in den Zeitungen über die Krankheit und ihre Opfer frei berichtet wurde. So entstand zunächst der Eindruck, die Seuche stamme aus Spanien. Und heute – ach, wir wissen ja alle, was heute vor sich geht.

Es wäre ziemlich naiv, zu hoffen, dass solche Pandemien irgendwann aufhören werden. Genau die Fledermausart, die vermutlich die ursprüngliche Quelle von SARS-CoV2 ist – die Hufeisennase – trägt nachweislich mindestens 781 weitere Coronaviren in sich. Und auch die Faktoren, die eine Infektion über Speziesgrenzen hinweg begünstigen, werden nicht einfach verschwinden.

Andererseits kommen auch positive Erfindungen aus Asien – und eine  davon spielt eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung von pandemischen Atemwegsinfektionen. Diese Erfindung wurde erstmals vor 110 Jahren bei einer furchtbaren Pest-Epidemie erprobt. In der Mandschurei im Norden Chinas allein starben 1910/1911 etwa 60.000 Menschen an der Lungenpest. Die Erfindung, die wir meinen, bewährt sich auch heute noch jeden Tag; sie rettet Leben auf der ganzen Welt – und doch hat in der westlichen Welt kaum jemand auch nur den Namen des Mannes gehört, der sie erstmals eingeführt hat. Vielleicht deswegen, weil auch er aus Asien kam …

Worum handelt es sich bei diesem medizinischen Durchbruch?

 

Autor: Michael Kaplan, Edinburgh
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