Was gab es sonst noch Wegweisendes zur Therapie gynäkologischer Tumoren auf dem ASCO 2016?

Kurzinterview mit Prof. Dr. med. Jalid Sehouli vom Europäischen Kompetenzzentrum für Eierstockkrebs, Charité Universitätsmedizin Berlin     Wichtigste Therapiesäulen bei der Behandlung des Ovarialkarzinoms sind nach wie vor Operation und die Chemotherapie. Gab es zu diesen „konventionellen“ Therapien neue Erkenntnisse? Ja. Eine wegweisende neue Erkenntnis ist, dass Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom von einer intraperitonealen Chemotherapie profitieren können, wie eine randomisierte Studie an 275 Patientinnen zeigte [1]. Die Gruppe, die zusätzlich zur Standardtherapie eine Carboplatin-basierte intra­peritoneale Chemotherapie erhalten hatte, schnitt bei in etwa gleicher Nebenwirkungsrate hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens besser ab. Bislang wurde dieses Verfahren vornehmlich bei Patientinnen im metastasierten Stadium oder nach R1/R2-Resektionen angewendet [2]. Nun wissen wir, dass auch Patientinnen ab dem FIGO-Stadium IIb mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Therapie profitieren. Leider lässt sich das im Moment nur mit dieser Einschränkung sagen, denn die Studie hatte eine zu geringe statistische Power, um abschließende Aussagen machen zu können. Dennoch gibt sie ein deutliches Signal, das zu einem stärkeren Einsatz der intraperitonealen Chemotherapie führen könnte.   Welche Rolle spielt die Hormontherapie beim Ovarialkarzinom? Eine zunehmende! Eine aus dem ASCO vorgestellte Studie [3] verglich die hormonelle Erhaltungstherapie bei Patientinnen mit serösen Low-Grade-Karzinomen im Stadium II–IV mit dem therapiefreien Intervall, der bisher Behandlungsstandard ist, nach Standardtherapie (zytoreduzierende Operation und platinbasierte Chemotherapie). Wie sich zeigte, verbesserte sich das progressionsfreie Überleben signifikant unter Hormonerhaltungstherapie, und das Rückfallrisiko schien geringer. Da es sich um eine retro­spektive Kohortenstudie handelte, muss das Ergebnis aber erst prospektiv validiert werden, bevor es den derzeitigen Therapiestandard beeinflussen kann.   Gibt es Neuigkeiten zur Erhaltungstherapie des Ovarialkarzinoms mit zielgerichteten Sub­stanzen? Hervorzuheben ist eine Phase-II-Studie [4], die den Einsatz des PARP-Inhibitors Olaparib vs. Placebo in der Erhaltungstherapie untersuchte. Olaparib verbesserte das Gesamtüberleben (5-Jahres-Überleben betrug 29,2 % in der Verum- und 20,4 % in der Placebogruppe). Besonders deutlich profitierten Patientinnen mit BRCA1/2-Mutationen.   Besondere Aufmerksamkeit erfuhren in Chicago die Checkpoint-Inhibitoren, die im Bereich des Melanoms oder Lungenkarzinoms zu großen Therapieerfolgen geführt haben. Welche Rolle spielen PD-1/PD-L1-Inhibitoren in der Therapie gynäkologischer Tumoren? Auf dem Kongress wurde eine Studie [5] vorgestellt, die den Einsatz von Pembrolizumab bei Patientinnen mit nicht-resektierbaren oder metastasierten, PD-L1-positiven Zervixkarzinomen un­tersuchte – und auch hier zeigte diese Sub­stanz einen vielversprechenden Effekt bei gutem Sicherheitsprofil: Das Gesamtüberleben betrug im Median 9 Monate, mit einem 6-Monats-Überleben von 67 %.     Das Interview führte: Dr. Bettina Albers, albers@albersconcept.de Quelle: NOGGO e. V.   Referenzen OV21/PETROC. J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr LBA5503). Alberts DS et al. Phase III study of intraperitoneal (IP) cisplatin (CDDP) / intravenous (IV) cyclophosphamide (CPA) vs. IV CDDP/IV CPA in patients with optimal disease stage III ovarian cancer: a SWOG – GOG – ECOG Intergroup study (INT 0051) Proc Am Soc Clin Oncol 1999; 14: 273. David Marc Gershenson. J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 5502). Jonathan A et al. J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 5501). Jean-Sebastien Frenel et al. J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 5515).     Copyright:  mauritius images / Phototake / Albert Tousson   Autor:           Prof. Dr. med. Jalid Sehouli, Berlin       aus connexi  6-2016 24. bis 27. Februar 2016 in Berlin 32. Deutscher Krebskongress 2016 Kongressbericht                
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