Vom positiven Denken
von Michael Kaplan, Edinburgh Lesen Sie hier die jüngste Geschichte aus unserer Reihe The Story Behind®: Vom Positiven Denken Wir leben in seltsamen Zeiten: Die Vernunft befindet sich auf dem Rückzug, Vorurteile und Aberglaube gewinnen an Boden. Prominente Persönlichkeiten, die es eigentlich besser wissen müssten, scheinen nicht mehr zwischen Tatsachen und Meinungen zu unterscheiden – sie behaupten, etwas sei wahr, weil sie daran glauben, und nicht etwa andersherum. Schon der irische Dichter William Butler Yeats schrieb: „Die besten Menschen sind die, die keine Überzeugungen haben – die schlimmsten sind erfüllt von leidenschaftlicher Intensität.“ Eigenartigerweise kann man diesen bedenklichen Trend als direktes Resultat des menschlichen Optimismus betrachten. Psychologische Studien enthüllen immer wieder unsere Neigung zum positiven bias. Wir Menschen halten uns selbst für weniger gefährdet ein Alkoholproblem zu entwickeln oder in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten als den Durchschnitt der Bevölkerung, und wir halten uns auch für bessere Autofahrer und bessere Eltern. Außerdem haben wir feste Überzeugungen auch in Bereichen, von denen wir im Grunde nicht viel wissen. In einer Studie waren die Teilnehmer bereit, hohe Summen echten Geldes mit einer vermeintlichen Sicherheit von 100:1 auf Aussagen zu verwetten, wie dass es in den USA mehr Tote durch Mord als durch Suizid gebe oder dass die Kartoffel ursprünglich aus Irland stamme. Wenn Sie den positiven bias selbst erfahren wollen, schauen Sie sich den nachfolgenden Test an. Er ist aufgebaut wie jedes wissenschaftliche Experiment, verkürzt auf den Kern: die Beantwortung der Fragestellung. Vor Ihnen liegen vier Karten. Jede davon hat auf der einen Seite einen Buchstaben und auf der anderen eine Zahl. Die Hypothese, die es zu testen gilt, lautet: „Wenn eine Karte ein D auf der einen Seite hat, dann steht immer eine 3 auf der anderen Seite.“ Welche beiden Karten müssen Sie umdrehen, um zu prüfen, ob diese Hypothese der Wahrheit entspricht? D und 3 ? D und K ? oder D und 7 ? Senden Sie uns Ihre Antwort über und gewinnen Sie ein Buch über Medizingeschichte mit Autorensignatur! Zum aktiven Rätsel und unserem Rätselarchiv gelangen Sie hier. Bild Copyright: mauritius images / Wim Wiskerke / Alamy Autor: Michael Kaplan m.s.e.kaplan@btinternet.com aus connexi 1-2017 Neurologie, Psychiatrie, Neurointensivmedizin DGN 2016, DGPPN 2016, ANIM 2017 Kongressberichte