Two face – ein Geschenk mit Janusgesicht

von Michael Kaplan, Edinburgh   Lesen Sie hier die jüngste Geschichte aus unserer Reihe The Story Behind®: "Glauben Sie etwa nicht, Doktor, wenn ein Gas von einer Flüssigkeit absorbiert wird, dann wird es selbst zu einer Flüssigkeit?“ Der Junge, der diese Frage stellte, war Student der Universität von Glasgow und gerade einmal 14 Jahre alt – und der Professor, den er befragte, war kein Geringerer als der große Chemiker Thomas Thomson, und dieser musste zugestehen, dass er sich darüber selbst noch keine Meinung gebildet hatte. Von diesem Tag im Jahre 1819 an nahm sich der Student Thomas Graham vor, jene mysteriösen Zusammenhänge zu erforschen, in der ein Stoff in einem anderem präsent ist, ohne zugleich in ihm gelöst zu sein: Suspensionen, Emulsionen, Gele, Schaum und Nebel – aber auch Zellen, Organe, Blutgefäße und zirkulierende Flüssigkeiten, und damit all die Gemenge, die einen lebenden Organismus ausmachen. In Jahren unermüdlichen Schaffens gelang es Graham, die grundsätzlichen Prinzipien der Kolloidchemie herauszuarbeiten, nicht nur für all die stabilen Verbindungen, zu denen sich unterschiedliche Phasen miteinander dispers verbinden können, sondern auch für die Dynamik der Vorgänge von Mischung und Entmischung, Diffusion und Effusion.   Durch akribisches Experimentieren, indem er einzelne Gasmoleküle auf ihrem Weg durch feinste Poren einer Platinfolie beobachtete, gelang es ihm, eine Gesetzmäßigkeit, das Grahamsche Gesetz, abzuleiten, nach dem die Ausflussgeschwindigkeiten verschiedener Gase den Quadratwurzeln aus ihren Molekülgewichten umgekehrt proportional sind – nun war es also möglich, Gasgemische allein aufgrund der Geschwindigkeit ihrer Moleküle zu trennen.   Gegen Ende seines Lebens entwickelte Graham einen „Dialysator“, wie er ihn nannte, eine technische Vorrichtung, die seine Forschungen über die Effusion insofern nutzbar machte, indem man mit ihm in der Lage war, Kolloide aus einem Dispersionsmedium zu separieren, einschließlich der Beseitigung von Harnstoff aus Urin. Es sollte allerdings noch bis zum Jahr 1943 dauern, bis Willem Johan Kolff aus den Niederlanden die Grahamschen Prinzipien in ihrer ganzen Tragweite verstand und erfolgreich bei der Hämodialyse einzusetzen wusste. Seit jenen Tagen verdanken Millionen Menschen ihr besseres und längeres Leben den Erkenntnissen dieser beiden Forscher.   Allerdings, … exakt zur gleichen Zeit, als Kolff seine künstliche Niere perfektionierte, waren, keine 300 km entfernt, andere Forscher am Werk. Sie forschten an einer anderen Nutzbarkeit des Grahamschen Gesetzes – einer, die, wie sich wenig später zeigen sollte, den unmittelbaren Tod von 100.000 Menschen zur Folge haben und Millionen Menschen in Angst und Schrecken versetzen würde.     Was war es, woran diese Wissenschaftler forschten? War es …   1. ein Sprengstoff? 2. ein biologisches Agens? 3. ein chemisches Umweltgift?   Raten Sie mit und gewinnen Sie ein Buch über Wissenschafts- und Medizingeschichte. Zur Lösung des vorherigen Rätsels Nr. 1504 und diesem aktuellen Rätsel mit der Nr. 1505 gelangen Sie hier.   Autor:           Michael Kaplan m.s.e.kaplan@btinternet.com       Übersetzung: Rüdiger Zart Titelbild: Rüdiger Zart   aus connexi 5-2015 März bis Juni 2015 Nephrologie, Dialyse, Transplantation Konferenzberichte  
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