HIV: die allzu menschliche Pandemie
pascal lehwark
von Michael Kaplan, Edinburgh Lesen Sie hier die jüngste Geschichte aus unserer Reihe The Story Behind®: „Zwischen Frühjahr letzten Jahres und August diesen Jahres haben Ärzte in den USA bei 500 Amerikanern ein erworbenes Immunschwäche-Syndrom diagnostiziert, auch AIDS genannt … Mindestens 175 dieser Menschen sind inzwischen verstorben. Von denen, die im Jahr 1980 AIDS entwickelt hatten, sind inzwischen 70% tot …“ Ende 1982 hatte die Krankheit immerhin einen Namen, eine Identifikation der Risikopopulation und eine (sehr beängstigende) Mortalitätsrate. Aber bei allem, was darüber hinausging, war man noch recht ahnungslos – obwohl man inzwischen in der Statistik genügend vorangekommen war, um die kommende Pandemie zumindest voraussehen zu können. In dem Maße, in dem die gesamte Breite der möglichen Übertragungswege bekannt wurde (und die begrenzten Epidemien der westlichen Welt der generalisierten Epidemie in Afrika südlich der Sahara wichen), stiegen die Voraussagen für die weltweiten Todesfälle in immer neue Höhen. Im Jahr 2002 schätzte eine UN-Studie, dass allein zwischen 2000 und 2020 etwa 68 Millionen Menschen an AIDS sterben würden. In diesem Jahr hat dieselbe UN-Institution für das Jahr 2030 ein Ende der Pandemie vorausgesagt. Die Realität der AIDS-Erkrankung bleibt zwar schrecklich, aber die pessimistischen Voraussagen der Vergangenheit sind nicht eingetroffen. Seit dem Höhepunkt im Jahr 2005 sind die AIDS-assoziierten Todesfälle um 30% zurückgegangen; auch die Neuinfektionen sind seit 2001 um ein Drittel gesunken. Etwa 35 Millionen Menschen leben mit HIV, aber der immer weiter steigende Anteil derjenigen, die angemessen behandelt werden, hat inzwischen eine Lebenserwartung, die der ihrer nicht infizierten Nachbarn nahekommt. Wie ist es dazu gekommen? Immerhin ist AIDS eine hochkomplexe Krankheit, und sie trifft Menschen in einigen der ärmsten Gegenden der Welt. Die bisherigen Erfolge der Menschheit gegen Pandemien – Pocken, Kinderlähmung, Tuberkulose – waren im Grunde Einzelsiege. Ein Medikament oder Impfstoff, flächendeckend eingesetzt, konnte den infektiösen Keim in Schach halten. So ein Medikament gibt es gegen AIDS noch nicht, aber wir haben Anlass zu der Hoffnung, dass das Schlimmste vorüber ist. Wodurch wurde das erreicht? 1. Effektive antiretrovirale Medikamente? 2. Umfangreiche Screening-Untersuchungen? 3. Gezielt eingesetzte finanzielle Mittel für die öffentliche Gesundheit? 4. Alle Antworten oder keine. Raten Sie mit und gewinnen Sie ein Buch über Wissenschafts- und Medizingeschichte. Zur Lösung dieses Rätsels Nr. 1502 und unserem aktuellen Rätsel gelangen Sie hier. Autor: Michael Kaplan m.s.e.kaplan@btinternet.com Titelbild: AIDS-Virus: Alexey Kashpersky, Ukraine Hepatitis C-Virus: Russell Kightly, Australien aus connexi 2-2015 13. bis 15. März 2015 München 6. Münchner AIDS- und Hepatitis-Werkstatt Konferenzbericht