Gefährliche Wasser
pascal lehwark
von Michael Kaplan, Edinburgh Lesen Sie hier die jüngste Geschichte aus unserer Reihe The Story Behind®: Diesen Damm zu bauen war wie eine Schlacht. Sie endete mit einem Sieg – dem Sieg des freien Willens und der organisierten wissenschaftlichen Unternehmung. Heute erklären wir unseren Sieg in dieser Schlacht, und schon morgen stehen wir vor neuen Herausforderungen. Aber die Entschlossenheit besteht weiter, und der Wille bleibt derselbe.“ Am 5. Januar 1971 sprach der ägyptische Präsident Anwar El-Sadat aus Anlass der Fertigstellung der größten technischen Leistung, die ägyptische Ingenieure seit mehr als 5.000 Jahren vollbracht hatten: des Assuan-Staudamms. Dieser setzte dem jährlichen Überschwemmungszyklus durch die Fluten des Nils für immer ein Ende und brachte Millionen armer Bauern eine verlässliche Bewässerung und billigen Strom. Der Damm versprach die traditionelle Lebensweise der Kleinbauern zu verändern, die fast unverändert seit der Zeit der Pharaonen bestanden hatte. Der ägyptische Staat hatte die vorher bestehende alte Staumauer aufgegeben, um dieses Ziel zu erreichen, und er hatte seine politische Gefolgschaft vom Westen auf die Sowjetunion übertragen – und zwar hauptsächlich deswegen, weil die sowjetische Regierung sich bereit erklärt hatte, den Staudamm zu finanzieren und auch technische Expertise zur Verfügung zu stellen. Leberspezialisten allerdings assoziieren Ägypten mit etwas weitaus weniger Grandiosem, auch wenn es genauso einzigartig ist: Ägypten ist das Land mit der weltweit höchsten Rate an Infektionen mit Hepatitis C. Bis zu 15 % der Bevölkerung sind infiziert, fast 10 Millionen Menschen haben nachweisbare Antikörper gegen HCV, und 7 Millionen haben aktive Infektionen. Fast alle Fälle zeigen den Genotyp 4, der am schwierigsten zu behandeln ist. Und: Die am stärksten betroffene Bevölkerungsgruppe sind hauptsächlich die Menschen, deren Leben sich doch durch den Assuan-Staudamm eigentlich zum Besseren verändern sollte, nämlich die armen Kleinbauern am Nildelta und in Mittelägypten. Kohortenstudien zeigen eindeutig, dass die Verbreitung der HCV-Infektion in Ägypten massiv beschleunigt wurde, weil in öffentlichen Gesundheitsprogrammen große Mengen von Menschen mit wiederverwendbaren Kanülen behandelt wurden und diese nicht ausreichend sterilisiert worden waren. Aber: Dass überhaupt eine Behandlung notwendig wurde, hat ganz direkt mit dem Bau des Assuan-Staudamms zu tun, allerdings über einen Weg, der mit der Ingenieursleistung scheinbar gar nichts zu tun hatte. Womit hatte die HCV-Verbreitung zu tun? 1. Malakologie? 2. Virologie? 3. Agronomie? Senden Sie uns Ihre Antwort über und gewinnen Sie ein Buch über Medizingeschichte mit Autorensignatur! Zum aktiven Rätsel und unserem Rätselarchiv gelangen Sie hier. Autor: Michael Kaplan m.s.e.kaplan@btinternet.com Copyright Foto Assuanstaudamm: Fotolia - Sokarys aus connexi 7-2015 24. bis 26. September 2015 Köln 25. dagnä-Workshop Konferenzbericht