Ein Bild von AIDS
pascal lehwark
von Michael Kaplan, Edinburgh Lesen Sie hier die jüngste Geschichte aus unserer Reihe The Story Behind®: „Das Leben mit einer tödlichen Krankheit öffnet ganz neue Perspektiven.“ Leben und Tod sind ständig um uns, aber die richtige Perspektive ist nicht so leicht zu erreichen. Immer wenn sich tödliche Krankheiten epidemisch ausbreiten, sucht die Gesellschaft nach einer tieferen Bedeutung oder zumindest nach einem kulturellen Rahmen, der die völlige Zufälligkeit des Sterbens irgendwie erträglicher macht. Das Gepränge des Hochmittelalters im Zeichen der Pest, die Romantik im Zeichen der Tuberkulose oder die Degeneration des fin de siècle im Zeichen der Syphilis … Wir nehmen die Zeiten des großen Leidens durch die Brille der Kultur wahr. AIDS ist bei uns im Westen inzwischen seit über 30 Jahren Teil des Lebens. Als die Krankheit in den frühen 1980er Jahren in den USA zum ersten Mal Schlagzeilen machte, wurde sie als eine Seuche von Randgruppen dargestellt – von schwulen Männern und Drogensüchtigen. Und irgendwie schwang oft der hässliche Gedanke dabei mit, dass diese Krankheit eine Art Strafe sei für den Hedonismus und die Genusssucht dieser Ära. Die Gelder für die Forschung flossen weniger reichlich als für andere Krankheiten, die weniger abseits des „Mainstream“ zu liegen schienen – vielleicht zum Teil deswegen, weil man auch die Menschen, die von der Krankheit betroffen waren, als eine Gruppe außerhalb der etablierten bürgerlichen Gesellschaft betrachtete. Tatsächlich lautete einer der Vorschläge für die Benennung der neuen Krankheit „GRID“ – gay related immune deficiency. Innerhalb von zehn Jahren hatte sich die Sichtweise deutlich verändert. Vielleicht nicht ganz so stark, wie es möglich gewesen wäre, aber immerhin … Nun zeigten die Medien AIDS als eine Krankheit, die durch das Verhalten ausgelöst wurde, nicht durch die Identität. AIDS war eine Herausforderung für Wissenschaft und Medizin, und nicht mehr eine Art okkulter Fluch. Und: AIDS bedrohte inzwischen die ganze Menschheit und nicht mehr nur isolierte Randgruppen. Diese veränderte Einstellung wurde maßgeblich durch das persönliche Beispiel und die Lehren eines Menschen bewirkt, der in seiner kurzen, aber intensiven Karriere die Grenzen einer bisher sehr abgegrenzten Kultur sprengte und die Menschen in allen Ländern erreichte. Er trug dazu bei, dass AIDS als Problem aller Menschen gesehen wurde und nicht als „Schwulenseuche“. Seine Sprache war universell zu verstehen und machte nachdrücklich klar, dass Liebe, Leiden und Mitleid für uns alle gleich sind. War dieser Mensch: 1. ein Philosoph? 2. ein Maler? 3. ein Musiker? Senden Sie uns Ihre Antwort über und gewinnen Sie ein Buch über Medizingeschichte mit Autorensignatur! Zum aktiven Rätsel und unserem Rätselarchiv gelangen Sie hier. Bildcollage Copyrights: Shutterstock® Thomas Hecker, Shutterstock® Pavel K, Shutterstock® yoeml, Fotolia® puckillustrations Autor: Michael Kaplan m.s.e.kaplan@btinternet.com aus connexi 5-2016 11. bis 13. März 2016 16. Münchner AIDS und Hepatitis Tage 2016 Kongressbericht