Die richtigen Verbindungen
pascal lehwark
von Michael Kaplan, Edinburgh Lesen Sie hier die jüngste Geschichte aus unserer Reihe The Story Behind®: Eine Dame war einst Gast im Hause einer der großen Bankiersfamilien des 19. Jahrhunderts. Ihr Bericht darüber, wie sie beim Butler ihren „Early Morning“-Tee bestellte, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Besagter Herr betrat demnach ihr Schlafzimmer und fragte: „Bevorzugen Sie Tee oder Kaffee, Madam?“ – „Tee, bitte.“ – „Wünschen Sie Tee aus Indien, aus China oder aus Ceylon?“ – „Indien.“ – „Mit Milch oder mit Zitrone?“ – „Mit Milch bitte.“ – „Milch von Holstein-Kühen oder lieber von Jersey- oder Guernsey-Kühen?“ Jede Wahl, die wir treffen, lässt sogleich neue Wahlmöglichkeiten entstehen. Wir werden, zumindest im reichen Teil der Welt, als Verbraucher zuweilen fast erschlagen von der Qual der Wahl, vom entkoffeinierten Soja-Latte mit einem Schuss Karamellsirup oder doch lieber Kakao am Vormittag bis hin zum fair gehandelten vietnamesischen Edelespresso „Kopi Luwak“ am Abend, dessen Bohnen während einer Passage im Verdauungstrakt von indonesischen Schleichkatzen fermentieren. Selbst dann, wenn es bei unseren Entscheidungen allein darum geht, den eigenen Genuss zu optimieren, kann es mühsam sein, unsere Wünsche zu identifizieren und das auszuwählen, was uns am ehesten zusagt. In der modernen Krebsmedizin stehen Onkologen vor einem ähnlichen Dilemma. Je mehr wir über dieses vielfältige Spektrum der neoplastischen Erkrankungen, die wir unter dem Begriff „Krebs“ subsummieren, wissen und je mehr wir über die außerordentlich komplexen Wege, auf denen die einzelnen Tumorarten sich entwickeln und ausbreiten, erfahren, desto schwieriger wird es werden, zu entscheiden, welche Therapie die bestmögliche für einen individuellen Patienten ist. „Personalisierte Medizin“ lautet das Ziel, aber letztlich ist jede Person einzigartig. Und die Anzahl möglicher Variationen und therapierelevanter Eigenschaften könnte größer sein, als die der Sandkörner an einem Strand oder der Sterne am Himmel. Ein erfahrener Kliniker sucht in den verfügbaren Informationen stets nach Verbindungen – nach Hinweisen, die dabei helfen, eine Anhäufung an scheinbar zufälligen Fakten in Kategorien wie wesentlich oder unwesentlich einzuordnen. Wenn aber die verfügbare Datenmenge das gesamte menschliche Genom mit all seinen Variationen und dazu noch das menschliche Immunsystem in allen seinen Aktivierungsstadien umfasst, dann übersteigt die schiere Zahl der Möglichkeiten das, was ein menschliches Gehirn noch zu verarbeiten in der Lage ist. Und doch: Manche Krebsspezialisten sind anscheinend in der Lage, mit solchen Datenmengen umzugehen. Und einer dieser Spezialisten hat inzwischen begonnen, ganz neue und unerwartete Schlüsse zu ziehen. Interessanterweise stammt dieser Spezialist nicht aus dem medizinischen Umfeld, sondern hat zuvor auf einem völlig anderen Gebiet Berühmtheit erlangt. In welchem Gebiet war der heutige Krebsspezialist früher tätig? In der Fernsehunterhaltung? In der Mathematik? In den Ingenieurswissenschaften? Senden Sie uns Ihre Antwort über und gewinnen Sie ein Buch über Medizingeschichte mit Autorensignatur! Zum aktiven Rätsel und unserem Rätselarchiv gelangen Sie hier. Bild Copyright: Shutterstock® Gtranquility Autor: Michael Kaplan m.s.e.kaplan@btinternet.com aus connexi 6-2016 21. bis 24. Februar 2016 32. Deutscher Krebskongress 2016 in Berlin Kongressbericht