Terminale Herzinsuffizienz
pascal lehwark
Zurück ins Leben mit einem Ventricular Assist Device im Interview mit Prof. Dr. med. Johann Bauersachs, Hannover Als Therapiemöglichkeit für Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz kommt dem Einsatz von Ventricular Assist Devices (Herzunterstützungssystem/VAD) eine immer größere Bedeutung zu. Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim leitete Prof. Dr. med. Johann Bauersachs zusammen mit dem Herzchirurgen Prof. Dr. Dr. Hermann Reichenspurner das HeartWare-Symposium „Die Rolle der mechanischen Kreislaufunterstützung bei der kardiologischen Versorgung der terminalen Herzinsuffizienz“. connexi sprach mit Professor Bauersachs über seine Erfahrungen mit Ventricular Assist Devices. Professor Bauersachs, ein Schwerpunkt Ihres Aufgabenbereichs ist die Behandlung von Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz. Welche Relevanz hat Ihrer Einschätzung nach der Einsatz von mechanischer Kreislaufunterstützung? Die mechanische Kreislaufunterstützung ist aus dem Alltag in der Herzinsuffizienztherapie nicht mehr wegzudenken. Das gilt sowohl für den akuten wie dauerhaften Support. Denken Sie nur an den Patienten im kardiogenen Schock, den wir erfolgreich mit Microaxialpumpen bzw. ECMO-Strategien stabilisieren. Ebenso wichtig ist die operative Implantation von Herzunterstützungssystemen. Wir sehen bei dem VAD eine stetige Zunahme der sogenannten Destination-Therapie. Patienten, die aus gesundheitlichen Gründen nicht transplantiert werden können, kann mit dem Einsatz eines permanenten Unterstützungssystems eine lebensrettende Alternative mit guter Lebensqualität geboten werden. Welche Patienten profitieren von einem VAD und wie wichtig ist der Zeitpunkt der Implantation? Um den zweiten Teil Ihrer Frage vorweg zu nehmen – der Zeitpunkt ist ausschlaggebend für den Erfolg der VAD-Therapie und muss so langfristig wie möglich geplant werden. Hier zählt unsere und die Erfahrung des zuweisenden Kollegen genauso wie die Verlaufsprognose z. B. durch das Seattle Heart Failure Model als fortlaufender Evaluierungsprozess. Patienten, die rechtzeitig ein VAD-System erhalten, weisen die besten Therapieergebnisse auf. Die Implantation eines permanenten Herzunterstützungssystems sollte nie als Notfalllösung in Erwägung gezogen werden. In einer Akutsituation steht das Stabilisieren der Vital- und Endorganfunktionen vor der Versorgung mit einem permanenten System. Die Implantation eines VAD bringt in der Phase der Rekompensation oder als langfristig geplanter elektiver Eingriff nachweislich die besten Ergebnisse. Im 3-Jahresverlauf sind diese durchaus mit denen der Herztransplantation vergleichbar. Das eben erwähnte Seattle Heart Failure Model ist ein Werkzeug in der Verlaufsprädiktion der Herzinsuffizienz. Welchen Nutzen bietet dieses Modell? Das Modell, das auf unterschiedlichen Faktoren und Algorithmen beruht, wurde nach und nach entwickelt. Heute können wir damit unseren Patienten eine genauere Langzeitprognose geben und kennen den Einfluss einzelner Risikofaktoren besser als zuvor. Aufgrund der multifaktoriellen Analyse ist das Seattle Heart Failure Model ein unverzichtbares Werkzeug, egal ob in der Klinik oder bei unseren niedergelassenen Kollegen. Welche Rolle spielt der Kardiologen in diesem kardiochirurgischen Therapiekonzept? Der Kardiologe spielt in dieser Therapie eine wichtige, wenn nicht sogar die entscheidende Rolle. Er kennt den Patienten häufig schon über einen längeren Zeitraum und er stellt die Weichen für die Weiterleitung an ein VAD-Zentrum. Auf diese Weise sorgt er für eine rechtzeitige Vorstellung des Patienten, ein Therapiekonzept kann gemeinsam entwickelt und die Evaluation für eine Transplantation und/oder VAD-Implantation kann zum richtigen Zeitpunkt gestartet werden. Wird der Patient nach der Implantation wieder nach Hause entlassen, ist sein Kardiologe vor Ort die therapieführende Instanz. Insgesamt basiert der Therapieerflog maßgeblich auf einer engen Zusammenarbeit und einem kontinuierlichen Austausch zwischen zuweisenden Kardiologen und den Ärzten des VAD-Zentrums. Dabei sollte neben den kardiologisch/internistischen Eckdaten auch das soziale Umfeld des Patienten bedacht werden. Ein wichtiger Baustein zum guten Langzeitverlauf ist die Zusammenarbeit mit einem Psychologen. Er kann den Patienten und seine Familie auf die Zeit nach der Implantation vorbereiten. Zurück ins Leben mit einem VAD – wie groß ist die Chance für einen VAD-Patienten, wieder am täglichen Leben teilzuhaben? Für die Patienten ist die Implantation eines Unterstützungssystems in den allermeisten Fällen mit einer signifikanten Verbesserung der persönlichen Situation und des Allgemeinzustands verbunden. Mit neueren Systemen, wie beispielsweise des HVAD® Systems, können die Patienten zunächst einmal wieder nach Hause entlassen werden. Wir sehen vielfach Verbesserungen der NYHA-Klasse von IV auf II, oder sogar I. Auch das subjektive Wohlbefinden und die körperliche Leistungsfähigkeit verbessern sich meist merklich. Diese positiven Effekte zeigen sich auch in der Auswertung von Scoring-Systemen wie zum Beispiel dem Kansas-Quality-of-Life-Questionaire. Die Miniaturisierung der VAD-Systeme und die damit verbundene weniger invasive Implantation wird sich in den nächsten Jahren weiter entwickeln und auch die positiven Effekte weiter vorantreiben. Um Ihre Frage mit einem abschließenden Satz zu beantworten – Ventricular Assist Devices sollten im Therapiekonzept der fortgeschrittenen Herzinsuffizienz erwogen werden, um Patienten durch eine Implantation zum richtigen Zeitpunkt Lebensqualität zurückgeben zu können. Vielen Dank, Herr Professor Bauersachs, für dieses Gespräch. Mit freundlicher Unterstützung der Firma HeartWare GmbH, Hannover. Abbildung: Das implantierte HeartWare®-Herzunterstützungssystem mit seinen externen Komponenten. Copyright: HeartWare GmbH Hannover Interview mit: Prof. Dr. med. Johann Bauersachs Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover aus connexi 4-2015 8. bis 11. April Mannheim 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie Konferenzbericht