Fachgruppe der DGHO besteht seit 1996

20 Jahre Arbeitsgemeinschaft Infektionen in der Hämatologie und Onkologie von Georg Maschmeyer, Potsdam und Helmut Ostermann, München     Durch den Einsatz intensiver Chemotherapieprotokolle ist es vor nunmehr 40 Jahren erstmals gelungen, akute Leukämien bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen kurativ zu behandeln. Auch die mittlerweile routinemäßig angewendete allogene Knochenmark- bzw. Blutstammzelltransplantation sowie die Hochdosistherapie mit Transplantation autologer hämatopoetischer Stammzellen sind Meilensteine in der Entwicklung hochwirksamer Therapiestrategien für Patienten mit hämatologischen Neoplasien.   Viele dieser Patienten durchlaufen dabei Phasen ausgeprägter Immunsuppression mit entsprechender Infektionsanfälligkeit, so dass die Behandlung in spezialisierten Zentren mit besonderer Expertise in der Prävention, Diagnostik und empirischen oder gezielten Therapie opportunistischer Infektionen erfolgt. Aber auch für solide Tumoren sind mittlerweile intensivierte Therapieprotokolle im Einsatz, etwa zur Behandlung von Patienten mit Mammakarzinom, Keimzelltumoren oder Weichteilsarkomen. Hier sind außer spezialisierten Kliniken auch onkologische Ambulanzen und sehr häufig auch hämatologisch-onkologische Schwerpunktpraxen eingebunden.   Die erfolgreiche Beherrschung infektiöser Komplikationen ist entscheidend für das Gelingen dieser Therapien. Aber welche Prophylaxemaßnahmen, welche Diagnostik, welche antimikrobiellen Behandlungsstrategien sind für welche dieser Patienten angeraten? Wie kann Zeitverlust vermieden und eine der Schwere der Komplikation angemessene Behandlung ausgewählt werden? Wie kann man gleichzeitig eine unnötige Übertherapie bei Patienten mit geringem Risiko einer kompliziert verlaufenden Infektion verhindern? Nicht alle diese und viele weitere Fragen sind durch klinische Studien, etwa die sequenziellen Studien der Paul-Ehrlich-Gesellschaft in den 1980er- und 1990er-Jahren, beantwortet worden. Auch die von US-amerikanischen Studiengruppen oder der europäischen EORTC durchgeführten Studien, die zu dieser Zeit in großer Zahl publiziert worden sind, haben jeweils nur sehr selektive Fragestellungen, etwa die Ansprechraten auf verschiedene bei febriler Neutropenie empirisch eingesetzter Antibiotika, untersucht. Kommerzielle Interessen von Herstellerfirmen, für deren Antibiotika die Wirksamkeit bei Fieber in der Neutropenie ein wichtiges Kriterium für ihre Potenz darstellte, waren bei vielen dieser Studien im Spiel.   Diese Gesichtspunkte gaben 1996 Anlass, die verschiedenen und verstreuten infektiologischen Projekt- und Studiengruppen in hämatologisch-onkologischen Zentren unter dem Dach der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) zusammenzuführen. Entscheidender Wegbereiter dazu war Prof. Dr. Wolfgang Hiddemann, der heutige Direktor der Medizinischen Klinik III des Klinikums Großhadern der Universität München. Der Einladung, sich an dieser Initiative zur gemeinsamen Arbeit, insbesondere zur Entwicklung spezifischer, evidenzbasierter Leitlinien, zur Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen und zur Förderung klinischer Studien, anzuschließen, sind 1996 spontan über 140 Kolleginnen und Kollegen gefolgt. Tabelle 1 fasst die programmatischen Schwerpunkte der AGIHO zusammen.     AGIHO-Leitlinien   Mittlerweile sind unter der Federführung der AGIHO 14 verschiedene evidenzbasierte Leitlinien erarbeitet worden, die jeweils im Abstand von maximal fünf Jahren aktualisiert werden. Seit zehn Jahren werden diese nun bei Fachzeitschriften eingereicht und nach Durchlaufen eines Peer-Review-Verfahrens in englischer Sprache als Vollpublikationen herausgebracht. Die deutsche Kurzfassung mit grafischen Algorithmen für die praktische Anwendung wird von der DGHO auf der Onkopedia-Plattform allen Interessierten zur Verfügung gestellt (www.onkopedia.com). Bei der Erstellung von Leitlinien durch internationale Fachgruppen wie die European Conference on Infections in Leukemia (ECIL), die European Group for Blood and Marrow Transplantation (EBMT) und bei der Erarbeitung der zentralen Entwicklungsziele für die klinische Forschung durch die European Hematology Association (EHA Roadmap) finden die Leitlinien und Stellungnahmen der AGIHO ihren Niederschlag (Tabelle 2).     Jährlicher AGIHO-Trainingskurs und Update-Symposium   Viele der in Leitlinien enthaltenen Empfehlungen werden in der klinischen Wirklichkeit nicht umgesetzt – zum Teil werden sie als zu kompliziert oder für den eigenen Tätigkeitsbereich als nicht zutreffend empfunden, teilweise sind sie im Detail nicht bekannt. Aus diesem Grund bietet die AGIHO mit Hilfe der DGHO-Servicegesellschaft jährlich einen intensiven Trainingskurs zu Prophylaxe, Diagnostik und Therapie von Infektionen bei hämatologisch-onkologischen Patienten an, der jeweils von ca. 50 Teilnehmern besucht wird (www.dgho-service.de). Die jeweils neuesten Leitlinien werden, neben anderen besonders brennenden Themen, von den federführenden Experten auf den Jahrestagungen der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie vorgestellt. Die Symposien (Update Infektionen in der Hämatologie und Onkologie) erfreuen sich jedes Jahr besonderer Beliebtheit. Interdisziplinäre AGIHO-Symposien bei den Acute Leukemias-Kongressen Das interdisziplinäre Vorgehen bei Infektionen verschiedener Organsysteme (Lunge, Verdauungstrakt, Haut, ZNS) wird regelmäßig in den englischsprachigen AGIHO-Symposien im Rahmen des internationalen Kongresses Acute Leukemias – Biology and Treatment Strategies unter Leitung von Prof. Hiddemann vorgestellt und diskutiert (www.acute-leukemias.de). Vorstand und Beirat der AGIHO und weitere­ Informationen Der Vorstand und Beirat der AGIHO besteht zurzeit aus   Prof. Dr. G. Maschmeyer (1. Vorsitzender, Potsdam) Prof. Dr. H. Ostermann (2. Vorsitzender, München) Frau Prof. Dr. M. von Lilienfeld-Toal (Jena) Frau PD Dr. C. Rieger (München) Frau PD Dr. M. Vehreschild (Köln) Prof. Dr. O. A. Cornely (Köln) Prof. Dr. M. G. Kiehl (Frankfurt/Oder) Prof. Dr. A. Ullmann (Würzburg) Prof. Dr. D. Buchheidt (Mannheim)   Wer mehr über die Aktivitäten der AGIHO erfahren möchte oder Interesse an der Mitarbeit an Leitlinien hat, findet jeweils aktuelle Informationen auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft (www.agiho.de oder www.dgho-infektionen.de). Dort kann auch der Flyer mit Informationen zur Arbeit der AGIHO heruntergeladen werden.          Bild Copyright: Shutterstock® anyaivanova   Autor:           Prof. Dr. med. Georg Maschmeyer gmaschmeyer@klinikumevb.de           aus connexi  4-2017 Hämatologie, Onkologie 2017 DGHO 2016, ACUTE LEUKEMIAS XVI 2017 Kongressberichte    
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