Diabetes Typ 1: Awareness-Kampagne soll zu neuen Tests ermutigen

Erhöhte Aufmerksamkeit für den Typ-1-Diabetes und Bereitschaft zur Teilnahme an aktuellen Studien mit innovativen Forschungsansätzen – das versprechen sich die Initiatoren der Kampagne „A World Without 1“.   In Deutschland sind über 350.000 Menschen von Diabetes Typ 1 betroffen, 32.000 von ihnen sind jünger als 20. Oder anders ausgedrückt: eines von 250 Kindern hat Typ-1-Diabetes, pro 10 Schulklassen eines. Damit ist der Typ 1 die häufigste Stoffwechselkrankheit im Kindesalter. Und die Inzidenz nimmt zu – pro Jahr um etwa 4 %. Damit verdoppelt sich die Zahl der Betroffenen alle 12 Jahre.     Screening auf Risiko-Gene: Die Freder1k-Studie   Bestimmte Risiko-Gene prädisponieren für den Diabetes Typ 1. Kinder, bei denen ein Elternteil einen Typ-1-Diabetes hat, tragen ein Risiko von 3-8 %, selbst zu erkranken. Sind beide Elternteile betroffen, liegt das Risiko bei 25 %. Die Risiko-Gene kommen bei etwa 1% der Bevölkerung vor, und diese Kinder tragen ein etwa zehnprozentiges Risiko, noch vor ihrem 6. Lebensjahr eine frühe Form des Typ-1-Diabetes zu entwickeln.   In der Freder1k-Studie (kleine Verbeugung vor dem Kanadier Frederick Banting, der 1921 das Insulin entdeckte und dafür 1923 im Alter von nur 32 Jahren den Medizin-Nobelpreis erhielt) werden Kinder durch einen Bluttest im Rahmen des Neugeborenenscreenings auf solche Risiko-Gene untersucht. Diese Möglichkeit besteht in Bayern, Niedersachsen und Sachsen, und zwar direkt in der Geburtsklinik. In Bayern und Niedersachsen können Eltern ihre Kinder auch noch bis zum Alter von vier Monaten beim Kinderarzt auf die Risiko-Gene testen lassen. Sofern ein Elternteil oder Geschwisterkind bereits Typ-1-Diabetes hat, ist eine Teilnahme an der Freder1k-Studie auch in allen anderen Bundesländern beim Kinderarzt möglich. Bisher haben bereits 85.000 Kinder weltweit an der Freder1k-Studie teilgenommen, davon 35.000 in Sachsen. Wird beim Test eine Risikokonstellation festgestellt,  dann erhalten die Eltern eine Nachricht. Sie haben dann die Möglichkeit, an einer Interventionsstudie teilzunehmen.     POInT-Studie: „Hyposensibilisierung“ für Kinder mit Risiko-Genen   Schon Jahre vor der klinischen Manifestation des Typ-1-Diabetes lassen sich Auto-Antikörper nachweisen. In der placebokontrollierten, doppelblinden Präventionsstudie POInt (Primary Oral Insulin Trial) des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz-Zentrum in München erhalten Kinder mit Risikogenen, die innerhalb der Freder1k-Studie identifiziert wurden, Insulin als Pulver täglich mit einer Mahlzeit. Ziel ist es, die Toleranz gegenüber Insulin zu verbessern. Eine unerwünschte blutzuckersenkende Wirkung des oral aufgenommenen Insulinpulvers ist nicht zu befürchten, denn Insulin muss ja  gespritzt werden, um den Blutzucker wirksam zu senken. Kinder im Alter zwischen 4 und 7 Monaten können in die POInT-Studie aufgenommen werden, die Gabe des Prüfpräparats (Insulin oder Placebo) wird bis zum Alter von drei Jahren fortgesetzt. Danach werden die Kinder noch bis zum Alter von 7,5 Jahren nachbeobachtet.   Die Placebokontrolle ist unbedingt erforderlich, denn noch ist ja keineswegs belegt, dass orales Insulin tatsächlich eine positive Wirkung hat. Mit entsprechender Aufklärung sind die Eltern der Risikokinder dennoch meist bereit, mit ihren Kindern an der Studie teilzunehmen. Sie wird die Medizin ein gutes Stück weiterbringen. 50 Kinder in Dresden nehmen derzeit an der POInT-Studie teil, aber die Teilnahme ist in ganz Deutschland möglich.     Fr1da und Fr1dolin: Identifikation und Behandlung von Risikokindern   Auch nach dem Säuglingsalter besteht die Möglichkeit, das Risiko für Typ-1-Diabetes bei Kindern zu untersuchen. Hier wird nicht nach Risiko-Genen gefahndet, sondern direkt nach Auto-Antikörpern. Bei 80 % der Kinder, die später an Typ-1-Diabetes erkrankten, fanden sich schon vor dem Alter von 5 Jahren solche Auto-Antikörper.   An den Studien Fr1da (Bayern) und Fr1dolin (Niedersachsen) können Kinder zwischen 2 und 5 (bzw. 6) Jahren teilnehmen, entweder begleitend zu einer der „U-Untersuchungen“ oder jederzeit beim Kinderarzt. Die Eltern von über 90.000 Kindern haben diese Möglichkeit bereits genutzt. Wenn tatsächlich Auto-Antikörper gefunden werden, können Kinder aus der Fr1da-Studie an einer placebokontrollierten Interventionsstudie ähnlich der bereits beschriebenen POInT-Studie teilnehmen, die dann bis zum Alter von 12 Jahren weitergeführt werden kann. Auch die Teilnahme an anderen Studien zur Verhinderung der Manifestation des Typ 1 wird angeboten.   Natürlich werden die Eltern von Kindern mit Risiko-Genen oder gar Auto-Antikörpern nicht alleingelassen. Im Rahmen der Studien erhalten sie umfassende Informationen und Betreuung. Sollte es tatsächlich zu einer Manifestation des Typ-1-Diabetes bei ihrem Kind kommen, sind sie bestens vorbereitet.   Bericht: Dr.med. Friederike Günther       Quelle: Pressekonferenz des Helmholtz Zentrums München am 22.1.2019 in Berlin         Kontaktadresse für nähere Informationen zu den Studien:    https://www.gppad.org/de/studienzentren/      
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