Gemeinsamkeiten von SARS-CoV-1, SARS-CoV-2, MERS aufgedeckt und kartiert
Anja Lamprecht
Infektionsmodus von Coronaviren aufgedeckt Dass Corona-Viren das Immunsystem manipulieren, ist charakteristisch für die COVID-19-Erkrankung. Welche molekularen Vorgänge dem zugrunde liegen, ist bislang unklar. Eine internationale Studie konnte jetzt gemeinsame Schwachstellen von Coronaviren aufdecken und molekulare Ziele für eine mögliche Therapie bei MERS, SARS-CoV1 und SARS-CoV2 kartieren.Ein Konsortium von etwa 200 Wissenschaftlern aus sechs Ländern, u. a. das Exzellenzcluster CIBSS – Centre for Integrative Biological Signalling Studies der Universität Freiburg, konnte bei den Forschungen nach einem wirksamen COVID-19-Medikament molekulare Vorgänge detektieren, mit denen die Coronaviren die Wirtszelle manipulieren. Die Forscher fanden 73 menschliche Eiweiße, mit denen Bestandteile aller drei Virenarten Bindungen eingehen und so das Überleben von infizierten Zellen in Kultur beeinflussen. Diese wurden in einem systemischen Atlas dokumentiert. Der Freiburger Gruppe gelang es zu dokumentieren, in welchem Bereich der Wirtszelle die Proteine, aus denen SARS-CoV2 besteht, während einer Infektion zu finden sind. In der im Fachmagazin „Science“ erschienenen Studie identifizierten die Forscher damit mögliche Angriffspunkte für Therapeutika. Eines der nachgewiesenen befallenen Wirtsproteine ist TOM70 an den Mitochondrien. Bei der Untersuchung infizierter Zellen wurde an den Mitochondrien das virale Protein Orf9b beobachtet. Mit biochemischen und gentechnischen Methoden konnte nachgewiesen werden, dass das virale Protein Orf9b tatsächlich an TOM70 bindet. Daten der Freiburger Gruppe aus einer Publikation im Juli 2020 zeigten bereits, dass SARS-CoV2 die Wirtszelle dazu bringt, fingerförmige Auswüchse, sog. Viropodien zu bilden. Das Virus kapert dazu das Zytoskelett, um sich besser zwischen Zellen auszubreiten. Das verantwortliche Molekül für diesen Vorgang wird nun als mögliches Wirkstoffziel erforscht. Kontakt:Prof. Dr. Robert GrosseInstitut für Experimentelle und Klinische Pharmakologieund ToxikologieTel.: 0761/203- 5301robert.grosse@pharmakol.uni-freiburg.de Bildlegende: Human and coronavirus protein interaction. Color code: Green - Tom70; Pink - Orf9b; Blue - DAPI. Bildcopyright: Svenja Ulferts, University of Freiburg. Editing credit: Spencer Phillips, EMBL-EBI. Quelle:https://www.bionity.com/de/news/1168288/gemeinsame-schwachstellen-von-coronaviren.htmlOriginalpublikation:https://science.sciencemag.org/content/early/2020/10/14/science.abe9403