connexi - das Konferenzmagazin
Ausgabe 6-2019
Sehr geehrte Leser,
würden Sie gebeten, einen Fragebogen auszufüllen, in dem ganz allgemein nach Ihrer Lebensqualität gefragt wird, über welche Faktoren würden Sie nachdenken? Partnerschaft/Familie, Beruf, Geld, Wohnsituation? Bei den meisten gäbe es sicher hier und da Abstriche und letztendlich stünde am Ende eine eher verbale Einschätzung wie „ganz gut“ oder „eigentlich gut, aber…“ oder „könnte besser sein“.
In der Medizin spielen solche Art Fragebögen nach der Lebensqualität (allerdings hauptsächlich für Patienten) eine zunehmende Rolle, um Therapieerfolg zu beurteilen. Weil ein Medikament durchaus wirken kann, aber der Patient sich trotzdem schlecht fühlt und der Behandler dann ggf. neu über die Therapie nachdenken muss.
Aber ist Lebensqualität überhaupt messbar? Was gehört dazu? Vermutlich ist die Antwort auf diese Frage so unterschiedlich wie verschieden die Lebenslagen und Ansprüche der Menschen sind. Und sie relativieren sich sehr schnell, wenn sich die Prioritäten ändern – erhält ein Mensch die Diagnose einer schweren Erkrankung, dann zählen plötzlich ganz andere Faktoren als vorher. Es geht dann bei der Lebensqualität möglicherweise um das Befinden noch verbleibender Überlebenszeit, Schmerzfreiheit, weniger Belastungen und Nebenwirkungen unter Therapie. Und wenn sich die Therapieoptionen, wie bei HIV in den letzten Jahren, verbessern, ändern sich die Ansprüche wieder: möglichst wenige Tabletten, seltenere Einnahme, ein normales Alltagsleben. Bei stigmatisierenden Erkrankungen wie Behinderungen, Drogenabhängigkeit oder HIV kommt als eine weitere wesentliche Komponente der Lebensqualität das soziale Wohlbefinden hinzu.
Wenn es also darum geht, wie das Credo „im Mittelpunkt steht der Patient“ gelebt wird, geht es, das wird mehr und mehr erkannt, um viel mehr als einen Laborwert und wirksames Medikament. Es geht um seine Lebensqualität. Um diese zu eruieren und zu verbessern braucht es soziale Kompetenz, Empathie, die Fähigkeit zu kommunizieren, den Patienten als ganzen Mensch zu sehen, zu beraten und zu behandeln. In diesem Heft werden Sie viel darüber lesen und neue Denkanstöße zu dieser Thematik erhalten. Der Trend, sog. Patient Reported Outcomes (PROs) mehr zu berücksichtigen, ob als Studienendpunkt oder beim Ausstellen des Rezepts, ist unübersehbar und, nicht nur in der HIV-Medizin, für Ärztinnen und Ärzte wie auch andere an der Betreuung von chronisch Kranken Beteiligte mit neuen Herausforderungen und wahrscheinlich mit noch etwas mehr Zeitaufwand verbunden.
Ich wünsche Ihnen eine gute Lebensqualität bei bester Gesundheit und eine interessante Lektüre der aus den Programmen der Münchner AIDS- und Hepatitis-Werkstatt 2019 und des DÖAK 2019 ausgewählten Beiträge.
Berlin, August 2019
Eine Auswahl an aktuellen Themen:
HIV-Infektion in Deutschland 2019
90-90-90 reicht nicht – das Ziel reflektiert nicht alle Probleme
Interview mit Prof. Dr. med. Andreas Plettenberg
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Copyright: Alexey kashpersky, Ukraine
Interview dagnä aktuell
Bericht aus Berlin − zwischen DÖAK und dagnä-Workshop
mit Robin Rüsenberg
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Studien und Real life
Präexpositionsprophylaxe (PrEP)
von Heiko Jessen, Berlin
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Präexpositionsprophylaxe (PrEP)
DAIG-Leitlinie steht zur Nutzung bereit
von Christoph D. Spinner, München
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THC und CBD
Neue Gesetze und Optionen – Neue und alte Probleme?
von Stephan Walcher
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FINDHIV
Late Presentation – Was steckt hinter diesem Phänomen?
von Sven Schellberg – für die FindHIV Study Group, Berlin
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„Unter der Nachweisgrenze“ ist zu wenig
HIV-Therapieziele werden höher gesteckt
Interview mit Prof. Dr. Jürgen Rockstroh
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Therapiemanagement bei HIV-Patienten
Bewährtes, Empfohlenes und Neues
Symposiumsbericht
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Viele weitere Fragen und Antworten finden Sie in diesem Heft.
Tauchen Sie noch einmal ein in das vielfältige Themenspektrum, gewinnen Sie neue Erkenntnisse und vergessen Sie Ihre im Laufe des Jahres neu auftretende Fragen nicht.
Die nächste Tagung zu diesem Thema ist der dagnä-Workshop Anfang September in Köln.
connexi begleitet Sie.
Haben wir Ihr Interesse geweckt?