Risiko- und Prognosemarker?
Vitamin D und Mortalität von Stefan Pilz, Graz; Andreas Tomaschitz, Bad Gleichenberg; Winfried März, Mannheim Vitamin-D-Mangel ist sehr prävalent und wird häufig als ein öffentliches Gesundheitsproblem diskutiert, da Vitamin D neben seiner klassischen Rolle als wichtiger Regulator im Knochen- und Mineralstoffwechsel auch diverse extraskelettale Wirkungen hat, die vermutlich bei vielen chronischen Erkrankungen von Bedeutung sind [1]. Vitamin D wird zum Großteil durch UVB-induzierte Synthese in der Haut gebildet, wohingegen die Nahrungszufuhr in der Regel nur eine untergeordnete Rolle spielt. Ein Lebensstil mit wenig Sonnenlichtexposition und auch das Übergewicht, das zu Vitamin-D-Ablagerungen im Fettgewebe führt, sind maßgeblich für die weite Verbreitung des Vitamin-D-Mangels verantwortlich. Im menschlichen Körper wird Vitamin D in der Leber zu 25-Hydroxyvitamin D (25[OH]D) hydroxyliert, welches am besten die Vitamin-D-Zufuhr reflektiert und somit der Parameter ist, der zur Bestimmung des Vitamin-D-Status herangezogen wird. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bezeichnet 25(OH)D-Werte von 50 nmol/l (20 ng/ml) oder höher als optimale Werte und empfiehlt bei niedrigeren Werten eine Vitamin-D-Therapie durch Vitamin-D-reiche Ernährung, vermehrte Sonnenlichtexposition oder Vitamin-D-Supplemente, um einen Zielwert in der Allgemeinbevölkerung von zumindest 50 nmol/l (20 ng/ml) zu erreichen [2]. In diesem Zusammenhang sollte angemerkt werden, dass gemäß einer Untersuchung des EU-Projektes ODIN ca. 40 % der Bevölkerung in Europa 25(OH)D-Werte kleiner 50 nmol/l (20 ng/ml) aufweisen [3]. Abbildung 1: Zusammenhang zwischen 25(OH)D und Mortalität (modifiziert nach [6]). Interessanterweise zeigen diverse Studien, dass Vitamin-D-Mangel mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko einhergeht [4]. Dies wurde auch durch eine Cochrane-Meta-Analyse untermauert, die zeigte, dass in placebokontrollierten Studien durch Vitamin-D3-Supplementierung die Mortalität signifikant um 6 % reduziert werden konnte [5]. Im Rahmen des EU-Projektes ODIN wurde der Zusammenhang zwischen standardisiert gemessenen 25(OH)D-Werten und Mortalität erstmals im Rahmen einer Meta-Analyse analysiert, wobei die Daten von 26.916 Studienteilnehmern zur Berechnung einer 25(OH)D-Mortalitätskurve herangezogen wurden (Abbildung 1) [6]. Diese Ergebnisse bestätigen einen signifikanten Zusammenhang zwischen niedrigem 25(OH)D und erhöhter Mortalität, weisen aber auch eindeutig darauf hin, dass es erst bei sehr niedrigen 25(OH)D-Werten zu einem deutlichen Mortalitätsanstieg kommt, wohingegen im 25(OH)D-Bereich von ca. 50–125 nmol/l (20–50 ng/ml) keine signifikanten Mortalitätsunterschiede evident waren. Das niedrigste Mortalitätsrisiko wurde bei einem 25(OH)D-Wert von 78 nmol/l (ca. 31 ng/ml) festgestellt [6]. Referenzen Zittermann A, Pilz S. Vitamin D in Klinik und Praxis. Aktuel Ernährungsmed 2016; 41: 300–16. German Nutrition Society. New reference values for vitamin D. Ann Nutr Metab 2012; 60: 241–6. Cashman KD, Dowling KG, Škrabáková Z et al. Vitamin D deficiency in Europe: pandemic? Am J Clin Nutr 2016; 103: 1033–44. Pilz S, Grübler M, Gaksch M et al. Vitamin D and mortality. Anticancer Res 2016; 36: 1379–87. Bjelakovic G, Gluud LL, Nikolova D et al. Vitamin D supplementation for prevention of mortality in adults. Cochrane Database Syst Rev 2011; (7): CD007470. Gaksch M, Jorde R, Grimnes G et al. Vitamin D and mortality: Individual participant data meta-analysis of standardized 25-hydroxyvitamin D in 26916 individuals from a European consortium. PLoS One 2017; 12: e0170791. Autor: Assoz. Prof. PD Dr. Stefan Pilz, PhD stefan.pilz@medunigraz.at aus connexi 6-2017 BIOMARKER 2017 Symposium Biomarker der kardiorenalen Achse 2017 Kongressbericht Titelbild: mauritius images / BSIP SA / Alamy